Wirtschaftliche Grundlagen von Biodiversität
Die Beiträge der Biodiversität zur Wirtschaft, die häufig unter den Begriffen «Leistungen des Ökosystems» und «Naturkapital» zusammengefasst werden, sind umfangreich und vielfältig.
Diese Leistungen reichen von der
- der Bereitstellung (z. B. Nahrungsmittel, Fasern, Medizin)
- über regulierende (z. B. Klimaregulierung, Hochwasserschutz),
- unterstützende (z. B. Bodenbildung, Nährstoffkreislauf)
- bis hin zu kulturellen Leistungen (z. B. Freizeitgestaltung,).
Die Initiativen «Millennium Ecosystem Assessment» und «The Economics of Ecosystems and Biodiversity» (TEEB) haben ausführlich dokumentiert und aufgezeigt, wie die Gesundheit der Ökosysteme wirtschaftlichen Wohlstand und Nachhaltigkeit direkt beeinflusst. Die wirtschaftlichen Auswirkungen von Verlusten der biologischen Vielfalt sind gravierend.
Einem Bericht des Weltwirtschaftsforums zufolge ist mehr als die Hälfte des weltweiten Bruttoinlandsprodukts mässig oder stark von der Natur und ihren Leistungen abhängig.
Das verdeutlicht das immense wirtschaftliche Risiko eines Rückgangs der biologischen Vielfalt. Dieser Verlust gefährdet die Ernährungssicherheit, steigert die Anfälligkeit für Naturkatastrophen und führt zu einem Anstieg der Kosten im Gesundheitswesen, um nur einige Beispiele zu nennen. Somit ist die Erhaltung der biologischen Vielfalt keine freiwillige ethische Entscheidung, sondern ein grundlegendes wirtschaftliches Erfordernis.
Wälder liefern nicht nur Ressourcen wie Holz und Heilpflanzen, sondern spielen auch eine lebenswichtige Rolle bei der Bindung von Kohlenstoff und der Regulierung des lokalen Wetters, was wiederum für die Landwirtschaft und die Wasserversorgung wichtig ist.
Denken Sie an die unersetzliche Rolle der Bienen und anderer Blütenbestäuber in der Landwirtschaft: Sie sind unverzichtbar für die Bildung von Fruchtständen bei vielen Nutzpflanzen und haben einen erheblichen Einfluss auf die Agrarwirtschaft. Das Ausbleiben einer effektiven Bestäubung hätte einen Rückgang des Lebensmittelangebots und einen Anstieg der Preise zur Folge - hier wird die unmittelbare wirtschaftliche Verbindung zur biologischen Vielfalt deutlich.
Bei der Erörterung dieses Themas müssen wir die folgenden wirtschaftlichen Realitäten berücksichtigen:
- 44 Milliarden USD der globalen wirtschaftlichen Wertschöpfung (52 % des weltweiten BIP) sind in hohem oder mittlerem Masse von der Natur abhängig.
- Die am schnellsten wachsenden Volkswirtschaften sind ganz besonders von Naturverlusten bedroht (z.B. Indonesien, Indien).
- In China (2,7 Mrd. USD), in der EU (2,4 Mrd. USD) und den USA (2,1 Mrd. USD) ist der absolute Beitrag zum BIP aus naturabhängigen Sektoren am höchsten.
Quellen: World Economic Forum ; OECD iLibrary
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Biologische Vielfalt als unverzichtbares Ziel für Anlagen
Für Anlagen in nachhaltige Praktiken und Technologien zum Erhalt der biologischen Vielfalt bieten sich zahlreiche Möglichkeiten. Bereiche wie nachhaltige Landwirtschaft, grüne Infrastruktur, Naturschutzfinanzierung[1] und die wachsende Bioökonomie[2] bieten sich für gezielte Investitionen an.
Sie versprechen nicht nur finanzielle Rendite, sondern tragen auch massgeblich zur Stabilität der Ökosysteme bei.
Diese Segmente entsprechen auch dem wachsenden Trend zu Nachhaltigkeit und sozialer Verantwortung in der Anlegergemeinschaft. Initiativen wie die Principles for Responsible Investment (PRI) und die Taskforce on Nature-related Financial Disclosures (TNFD) unterstützen Anleger bei ihren Überlegungen, wie sie den Faktor Biodiversität in ihre Entscheidungsprozesse integrieren können. So mindern sie nicht nur Risiken, sondern profitieren auch von der wachsenden Nachfrage nach nachhaltigen und verantwortungsvollen Anlagemöglichkeiten.
Einbeziehung der biologischen Vielfalt in die Anlagestrategien
Anleger sind aufgerufen, Überlegungen zur biologischen Vielfalt in ihre Anlagestrategien einzubeziehen und sowohl die Risiken als auch die Auswirkungen ihrer Portfolios auf die biologische Vielfalt zu prüfen. Dazu gehört, dass sie
- sich auf bestimmte Sektoren konzentrieren und mit Unternehmen zusammenarbeiten, um
- die Leistung im Bereich der biologischen Vielfalt zu verbessern und
- direkt in Projekte zu investieren, die den Naturschutz und die nachhaltige Landbewirtschaftung fördern.
Die Regulierungsbehörden erkennen die Bedeutung der biologischen Vielfalt zunehmend an und fordern Anleger auf, sich an Richtlinien mit dem Ziel der Erhaltung und nachhaltigen Nutzung von Ressourcen zu orientieren.
Wenn Anleger die biologische Vielfalt zu einem zentralen Bestandteil ihres Anlageprozesses machen, können sie das Verhalten von Unternehmen in Richtung nachhaltigerer Praktiken lenken und einen Beitrag zu den globalen Bemühungen um den Naturschutz leisten. Die Zusammenarbeit mit Unternehmen zu Fragen der biologischen Vielfalt fördert Transparenz und Verantwortlichkeit und damit letztendlich ein besseres Risikomanagement und bessere Anlageentscheidungen.
Ein «Aufruf zum Handeln» für Anleger
Es besteht dringender Handlungsbedarf - jetzt. Bei der Gestaltung der Zukunft der biologischen Vielfalt auf unserem Planeten kommt den Anlegern eine entscheidende Rolle zu. Sie können durch die Einbeziehung von Biodiversitätsaspekten in ihre Portfolios das Verhalten von Unternehmen in Richtung nachhaltigerer Praktiken lenken, Einfluss auf politische Rahmenbedingungen nehmen und einen Beitrag zu den weltweiten Bemühungen leisten, den Verlust der biologischen Vielfalt aufzuhalten. Sie sind aufgerufen, die Auswirkungen ihrer Investitionen auf die biologische Vielfalt zu bewerten und mit Unternehmen zusammenzuarbeiten, damit diese ihre Leistung in Bezug auf die Biodiversität verbessern.
Diese Ziele können durch strategische Planung erreicht werden. Die Rothschild & Co. Bank ist gut positioniert, um diese Initiativen zu fördern und zu unterstützen. Hier ein Leitfaden, wie die Bemühungen von Rothschild & Co. Bank aussehen: