Digitale Grenzen: Cybersecurity

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Wichtigsten Erkenntnisse

  • Die Digitalisierung der Gesellschaft, Fortschritte bei der Künstlichen Intelligenz (KI) und geopolitische Unwägbarkeiten sind die grössten Herausforderungen für Cybersicherheit.
  • Das Thema Cybersicherheit wird für Unternehmen und Regierungen gleichermassen zu einer wichtigen Priorität sowie zur Kostenfrage.
  • Die weltweiten Ausgaben der Endnutzer für Sicherheit und Risikomanagement werden sich 2024 voraussichtlich auf 215 Milliarden US-Dollar belaufen, was einem Anstieg von 14,3 % gegenüber 2023 entspricht.[1]

Eine Chance für Investoren

Mit dem technischen Fortschritt hat sich auch das Wesen der Internetkriminalität verändert. Cyberkriminelle entwickeln und verfeinern ihre Taktiken kontinuierlich und nutzen die zunehmende Vernetzung und Abhängigkeit von der Digitalisierung sowohl in der Gesellschaft als auch in Sektoren wie Kommunikation, Gesundheitswesen, Energie, Transport, Finanzen und im öffentlichen Dienst. Dadurch sind kritische Infrastrukturen Sicherheitslücken ausgesetzt, die von Cyberkriminellen missbraucht werden und Cybersicherheit zu einem dringenden Problem für Unternehmen und Regierungen geworden.

Im Zuge des technologischen Fortschritts und der zunehmenden Abhängigkeit der Gesellschaft von der Digitalisierung haben Cybervorfälle wie Ransomware-Angriffe, Datenschutzverletzungen und IT-Störungen im Allianz Risk Barometer 2024 zum ersten Mal die Spitzenposition als wichtigstes globales Risiko eingenommen. Allein im letzten Jahr sind die Ransomware-Angriffe um über 70% gestiegen, während Hacker Malware in einem noch nie dagewesenen Tempo entwickeln. Als Reaktion darauf fordern Regierungen höhere Investitionen in Cybersicherheit und strengere Vorschriften für eine schnellere Meldung von Vorfällen sowie robustere Methoden zur Erkennung von Angriffen. Dieses neue Umfeld bietet Chancen für Investoren, da Unternehmen und Regierungen gleichermassen Ausgaben für Cybersicherheit priorisieren, um die zunehmenden Risiken abzufangen und digitale Ökosysteme zu schützen.

Die aktuelle Situation

Täglich sorgen neue Ransomware-Attacken für Schlagzeilen. Die durchschnittliche Zeitspanne von neun Monaten bis zur Aufdeckung von Sicherheitsvorfällen unterstreicht die dringende Notwendigkeit, rasch zu handeln, um Schäden zu verhindern oder zu begrenzen.

Darüber hinaus stellen geopolitische Instabilität und fortschrittliche Technologien wie künstliche Intelligenz, Deepfakes und ausgeklügeltes Phishing eine ernsthafte Bedrohung für demokratische Wahlen dar, wenn diese Werkzeuge als Waffen eingesetzt werden (Abbildung). Die Idee der Kriegsführung mit Daten ist zwar nicht neu, die Verbreitung von Informationsquellen und der rasante technische Fortschritt erschweren jedoch die Verteidigung gegen diese Bedrohungen. Mit Blick auf den weiteren Verlauf des Jahres und darüber hinaus werden diese Risiken weiter zunehmen. Da in mehr als 45 Ländern Wahlen abgehalten werden, die mehr als 50% des weltweiten Bruttoinlandsprodukts (BIP) betreffen, ist die Gewährleistung fairer Wahlen von entscheidender Bedeutung. Dieser Bedarf hat einen Boom in der Cybersicherheitsindustrie ausgelöst, der das globale Wirtschaftswachstum um das Vierfache übertrifft und sogar die Entwicklung im Technologiesektor in den Schatten stellt.[2]

Abbildung: Ökosystem der Cybersicherheit und Ausmass der Schwachstellen

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Quelle: Weltwirtschaftsforum, 2024.

Die Situation von morgen 

Die Angriffe auf kritische Infrastrukturen werden immer ausgeklügelter und könnten sich auf Kontrollzentren, Verteidigungs- und Satellitenkommandos sowie andere hochsensible Regierungseinrichtungen ausweiten.[3] Mit dem Fortschreiten der KI wird erwartet, dass Ransomware-Gruppen zunehmend von KI-entwickelten Malware-Codes und Chatbots Gebrauch machen und damit die Wirksamkeit herkömmlicher Cybersicherheitsmassnahmen bei der Erkennung und Verhinderung solcher Angriffe an ihre Grenzen bringen. Darüber hinaus können KI und maschinelle Lernmodelle, die für missbräuchliche Zwecke programmiert werden, generative KI nutzen, um Hackerangriffe zu automatisieren und Falschinformationen und Propaganda zu verbreiten. Auch aus der Perspektive von Umwelt-, Sozial- und Governance-Aspekten (ESG) ist Cybersicherheit ein wichtiges Problem und das grösste unmittelbare Risiko für die Nachhaltigkeit von Finanzinstituten.[4] Die Einrichtung sicherer Systeme wird für das ESG-Reporting unerlässlich sein, um die Konformität mit neuen regulatorischen Anforderungen zu gewährleisten. Die Prognosen gehen davon aus, dass die Investitionen im ESG-Bereich bis 2025 auf 14 bis 19 Billionen USD ansteigen werden, was die zunehmende Bedeutung der Cybersicherheit in diesem Zusammenhang unterstreicht.[5]

Wachstumspotenzial

Der Markt für Cybersicherheit wird weiterwachsen.

Einige Zahlen

  • Cyberkriminalität wird die Weltwirtschaft bis 2025 voraussichtlich 10,5 Billionen US-Dollar pro Jahr kosten. Bei Organisationen, die mit einem erheblichen Mangel an Sicherheitsfachkräften zu kämpfen haben, beliefen sich die durchschnittlichen Kosten für Datenschutzverletzungen auf 7,55 Millionen USD.
  • In Unternehmen, die umfassende KI-Funktionen in ihre Sicherheitsvorkehrungen integriert haben, konnten Datenschutzverletzungen im Durchschnitt 108 Tage früher entdeckt und eingedämmt werden.
  • Die Kosten von Datenschutzverletzungen waren im Vergleich zu Unternehmen ohne KI- und andere Automatisierungsfunktionen um 1,76 Millionen USD niedriger.
  • Zurzeit beabsichtigen 51% der Unternehmen, ihre Investitionen in die Sicherheit nach einem Sicherheitsvorfall zu erhöhen, wobei sie der Reaktion auf einen Vorfall, der Planung und den Tests, der Schulung der Mitarbeiter sowie den Tools zur Erkennung von Bedrohungen und entsprechenden Reaktionen Priorität einräumen.

Quelle: IBM. Cost of Data Breach Report 2023, 25.10.2023.

Ein weiterer Faktor, der zum Wachstum des Sektors beiträgt, ist der erhebliche Mangel an qualifizierten Arbeitskräften im Bereich der Cybersicherheit, der derzeit bei über vier Millionen Personen liegt. Dies führt zu einer Angebots-Nachfrage-Lücke. Schätzungen zufolge werden bis 2025 mehr als die Hälfte aller schwerwiegenden Cyber-Vorfälle aufgrund menschlichen Versagens oder eines Mangels an qualifizierten Fachleuten auftreten. Der Mangel an ausgebildeten Cybersecurity-Ingenieuren erschwert die Prognose und Prävention von Vorfällen, was möglicherweise zu höheren Verlusten führt. Es besteht also ein dringender Bedarf, in Massnahmen zur Eindämmung dieser Risiken zu investieren.

Die Bewältigung der Herausforderungen im Bereich der Cybersicherheit wird erhebliche Investitionen und Kapitalausgaben erfordern. Das Investment- und Portfolio-Beratungsteam von Rothschild & Co Wealth Management hat diesen Markt sorgfältig analysiert und steht Ihnen gerne beratend zur Seite, wenn Sie in diesen langfristigen Trend investieren möchten. Für weitere Informationen über die Anlagemöglichkeiten in diesem Sektor wenden Sie sich bitte an Ihren Kundenbetreuer.

 

[1] Gartner. Global Security and Risk Management Spending to Grow 14% in 2024, 28.09.23.
[2] WEF. Global Security Outlook 2024: Insight Report, January 2024.
[3] ThreatLabz. State of Ransomware, December 2023, p.14.
[4] Fortinet. Point of view: Major trends in European retail banking for 2024, p.1.
[5] Bloomberg. ESG assets may hit $53 trillion by 2025, a third of global AUM, 23.02.2021. 

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