Warum sollte man nicht börsennotierte Vermögenswerte in eine globale Allokation einbeziehen?

  • jessica_Sellam

    Managing Director - Head of Private Martkets Group - Wealth & Asset Management

Als Ergänzung zu öffentlichen Kapitalanlagen haben sich Private Markets in den letzten Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt, und ihre Beliebtheit nimmt weiter zu.

Doch was versteht man unter Private Markets?

Der Markt für Private Market Assets beläuft sich heute auf fast 10 Billionen USD1. Es handelt sich um eine Anlageklasse, die sich in vier große Kategorien unterteilen lässt:

  • Private Equity, ca. 65%1der Vermögenswerte, bezeichnet Investitionen in das Kapital von nicht börsennotierten Unternehmen.
  • Private Debt bezeichnet die Bereitstellung von Darlehen oder Krediten als ergänzende Finanzierung zu traditionellen Bankfinanzierungen.
  • Infrastrukturprojekte sind ein stark wachsender Sektor, der traditionell mit umfangreichen Bauwerken (Flughäfen, Autobahnen) in Verbindung gebracht wird und dessen Definition sich heute weiterentwickelt hat und für die Bevölkerung wesentliche Vermögenswerte einbezieht: Energie einschließlich erneuerbarer Energien, Telekommunikations- und Glasfasernetze, Transport und soziale Investitionen wie Verbände und Zusammenschlüsse von Kliniken, Kindertagesstätten und Altenheimen.
  • Immobilien sind eine bekanntere Anlageklasse, da sie in vielen Vermögen enthalten sind. In diesem Segment konzentrieren wir uns auf sehr spezifische Strategien zur Wertschöpfung, z.B. durch Renovierung oder Umnutzung.

Die Vielfalt der zugrunde liegenden Strategien ermöglicht den Aufbau diversifizierter Allokationen, die die Investitionen in die liquiden Anlagen ergänzen.

Wie erhält man Zugang zu dieser Anlageklasse?

Es handelt sich überwiegend um schwer zugängliche Anlagewerte. Dieser Markt richtet sich deswegen hauptsächlich an institutionelle Anleger mit hohen Einstiegssummen (mindestens 5 Millionen bis 15 Millionen EUR). Die Komplexität und die Illiquidität dieser Produkte grenzen den Zugang noch weiter ein. Wir unterstützen unsere Kunden bei nicht börsennotierten Anlagen, indem wir Gelegenheiten identifizieren und Beteiligungen auch Privatanlegern ermöglichen.

Was spricht für die Einbeziehung nicht börsennotierter Anlagen in eine globale Allokation?

Das erste Argument ist die Diversifizierung, da diese Strategien den Zugang zu Unternehmen ermöglichen, die auf den traditionellen liquiden Märkten nicht vertreten sind. Als Beispiel: Die Zahl der nicht börsennotierten Unternehmen in den USA beträgt 200.000 mit Einnahmen zwischen $10m und $1b.2

Ferner zeichnet sich diese Anlageklasse auch dadurch aus, dass sie höhere durchschnittliche Renditen als liquide Vermögenswerte bietet, mit denen Anleger für die deutlich geringere Liquidität entschädigt werden. Dabei ist zu beachten, dass es sich um langfristige Investitionen handelt. Fonds, die in nicht börsennotierte Unternehmen investieren, erwerben eine Beteiligung für eine Haltedauer von 3 bis 5 Jahren, je nach den zugrunde liegenden Wertschöpfungsstrategien. Diese Zeitspanne erlaubt es dem Verwalter, die für den Vermögenswert konzipierte Wertschöpfungsstrategie umzusetzen.

Zum anderen werden nicht börsennotierte Vermögenswerte vierteljährlich oder halbjährlich bewertet. Daher weisen sie automatisch eine geringere Volatilität auf als Anlagen, die täglich neu bewertet werden. Gleichzeitig und ebenfalls in dem Bestreben, das Risiko zu verringern, wird durch die Diversifizierung der Einstiegspunkte und der Verwaltungsgesellschaften die Robustheit der Anlagen gegenüber Marktereignissen und Wirtschaftskrisen optimiert. Bei den einzelnen Fonds werden die Einstiegspunkte berücksichtig, um die Portfolios schrittweise aufzubauen. Dieser Aspekt ist im aktuellen Kontext hoher Bewertungen besonders wichtig. Die Käufe werden über einen Zeitraum von 3 bis 5 Jahren getätigt, wodurch die Glättung zyklischer Schwankungen möglich ist.

Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Einbindung aller Beteiligten. Von den Investmentteams (die selbst investiert sind) über die Managementteams (die finanziell an der Wertschöpfung des Unternehmens beteiligt sind) bis hin zu den Unternehmen profitieren alle Beteiligten von einer guten Wertentwicklung. Dadurch wird die sehr starke Interessenausrichtung erreicht, die für diese Anlageklasse charakteristisch ist.

Nicht zuletzt handelt es sich um eine Anlageklasse, die sich schon sehr früh für die Einbeziehung von ESG-Kriterien eingesetzt hat. So werden beispielsweise im Immobilienbereich Strategien für nachhaltige Gebäude und Renovierungsarbeiten entwickelt, während im Infrastrukturbereich Anlagestrategien für die Finanzierung von Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien umgesetzt werden.

Wie entwickelt sich der Markt heute?

Im Jahr 2022 beliefen sich die Kapitalbeschaffung in Private Markets auf über 1,3 Billionen USD3. Das entspricht einem zweiten historischen Höchststand und einem leichten Rückgang von 10% im Vergleich zum Rekordjahr 2021.

In einem von Unsicherheit geprägten wirtschaftlichen Umfeld bevorzugen Anleger erfahrene Marktteilnehmer mit einer nachgewiesenen Erfolgsbilanz. Ferner ziehen sie Fonds vor, die aufgrund ihrer großen, spezialisierten Teams (Beschaffung von Finanzmitteln, Entwicklung von Vermögenswerten usw.) gut für die Schaffung von echtem Mehrwert mit den Anlagen im Portfolio aufgestellt sind.

Private Equity ist bei Anlegern immer noch die vorherrschende Kategorie, allerdings veranlasst sie das aktuelle Umfeld hoher Inflationsraten und steigender Zinsen, sich neuen Strategien zuzuwenden. Dabei sind Direct Lending (direkte Kreditvergabe) und nicht börsennotierte Infrastrukturen, die eine geringe Korrelation mit den Finanzmärkten aufweisen und eine Inflationsindexierung bieten, von besonderem Interesse. Aufgrund des unsicheren Umfelds sind die Anleger bestrebt, ihre nicht realisierten Gewinne zu sichern und ihr Risikoniveau zu reduzieren, was dem Sekundärmarkt zugutekommt.


[1] Bericht von McKinsey: Global Private Markets Review 2022.
[2] Year-End 2022 Middle Market Indicator 
[3] PWC - Creating value beyond the deal: private equity - Dezember 2019.