Wealth Management: Company Insights – Das Unternehmen
Das Immobilienportfolio von PSP konzentriert sich auf gut gelegene Büroräume in den wichtigsten städtischen Zentren der Schweiz. Wie hat sich die Pandemie darauf ausgewirkt?
Die Mieternachfrage nach Büroflächen in den Wirtschaftszentren der Schweiz ist während der Pandemie nur leicht zurückgegangen. Dies liegt zum Teil an der relativen Grösse der Schweizer Städte, die sich mit ihrer geringeren Dichte und kürzeren Pendlerzeiten doch stark von grossen Metropolen wie Paris, Berlin oder London unterscheiden. In der Schweiz sind erstklassige, zentral gelegene Büroflächen nach wie vor eine attraktive Möglichkeit für Unternehmen, die sichtbar bleiben und kundenorientierte Einrichtungen bieten wollen (siehe Abbildung 1 mit einem Überblick über Bürogebäude in der Schweiz).
Unternehmen in zentralen Geschäftsvierteln verfügen tendenziell über eine hohe Produktivität und Rentabilität sowie über Mitarbeitende, die die zentrale Lage ihres Arbeitsplatzes schätzen. Die Auswirkungen der Pandemie auf erstklassige Büroimmobilien waren daher nur gering. Wir haben jedoch eine Verschiebung bei den mittelgrossen Bürostandorten sowie in kleineren Stadtzentren festgestellt.
In Biel beispielsweise, wo viele Marketing- und IT-Firmen angesiedelt sind , sehen wir, wie Unternehmen ihre Büroflächen neu anordnen und optimieren sowie manchmal auch Mieten neu verhandeln. Zentral gelegene Geschäftsviertel machen jedoch 80 % des Immobilienportfolios von PSP aus und nur 20 % sind Vorstadttrends ausgesetzt. Dadurch konnte unser Immobilienportfolio gut mit den Herausforderungen der letzten 18 Monate umgehen.
Wie passen sich die städtischen Büros in der Schweiz den veränderten Arbeits- und Lebensgewohnheiten an?
Ein wichtiger Punkt für viele Unternehmen ist die Nutzung von Sitzungsräumen. Wir haben beobachtet, dass eine wachsende Zahl von Mietern, wie z. B. Swisscom, in ihren bestehenden Büros mehr Räume für Teamarbeit einrichten. Die Pandemie hat den COOs zweifellos neue Möglichkeiten gegeben, die Nutzung von Büroflächen zu überdenken (siehe Interview mit dem COO von Rothschild & Co). Da viele Unternehmen zu hybriden Arbeitsmodellen tendieren, verändert sich der Bedarf an Quadratmetern. Unternehmen denken dabei nicht nur an Schreibtischflächen, sondern auch an Pausen- und Kreativbereiche sowie an Räume für virtuelle Konferenzen.
Firmen mit grösserer Kaufkraft geben eher mehr für diese «weicheren» Gestaltungsmerkmale aus, um die Mitarbeitenden auf diese Weise stärker einzubeziehen und mit ihnen direkter zu kommunizieren. Dies bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass die Nachfrage nach Bodenfläche steigt. Seitdem wir in unserem Büro in Basel Räume für Teamarbeit und für Pausen geschaffen und dadurch den Flächenbedarf um 20 % gesenkt, wissen wir aus eigener Erfahrung, dass wir die Bürofläche effizienter nutzen können.
In welchem Ausmass verändern Nicht-Pandemiefaktoren die innerstädtischen Landschaften in der Schweiz?
Es besteht kein Zweifel daran, dass der Aufstieg des eCommerce ein lang anhaltender und wohl größerer Störfaktor für Gewerbeimmobilien in zentralen Stadtgebieten sein wird. Wenn man sich die Immobilien im Luxussektor ansieht, so reagieren Hermes, Gucci, Channel oder Dolce & Gabbana auf den Druck des eCommerce, indem sie ihre zentralen Geschäfte in «Erlebnis»-Geschäfte umwandeln. Grössere Marken bewegen sich sogar auf 10-15 % höhere Mieten an erstklassigen Standorten zu, wo die Ressourcen auf weniger, aber grössere «Erlebnis»-Geschäfte konzentriert werden, deren Fokus auf das Kundenmarketing in hochfrequentierten Lagen fokussiert ist.
Gleichzeitig werden Geschäfte an weniger frequentierten Standorten geschlossen, was zu einer noch stärkeren Zweiteilung zwischen erst- und zweitklassigen Segmenten bei Gewerbeimmobilien führen wird, als dies bei den Mietpreisen für Büroimmobilien der Fall ist.
Wie gut wird der Gewerbeimmobilienmarkt der Schweiz verstanden?
Ich denke, man sollte nicht vergessen, dass Immobilien-, Gewerbe-, Büro- oder Wohngebäude immer eine lokale Angelegenheit sind. Als Anleger muss man die lokale Situation und Entwicklung kennen und verstehen. In der Schweiz haben wir einen kleinen, aber hochentwickelten Markt, in dem grosse Trends zwar Auswirkungen haben können, diese aber im Vergleich zu den Metropolen dieser Welt oft abgeschwächt ausfallen. Deshalb verzeichneten wir 2021 trotz der offensichtlichen pandemiebedingten Herausforderungen ein hohes Niveau an Vertragserneuerungen bei unseren gewerblichen Mietern.
Giacomo Balzarini ist CEO von PSP Swiss Property und wurde von unseren Investment Insights- und Equity Analyst-Teams von Rothschild & Co Wealth Management, Schweiz & Deutschland, interviewt.
Die im Interview zum Ausdruck gebrachten Ansichten stammen von PSP Swiss Property und werden nicht im Namen von Rothschild & Co wiedergegeben.