„Krisenzeiten sind wunderbare Zeiten für Unternehmer“
Ein inspirierendes Gespräch zwischen dem erfolgreichen Gründer, Unternehmer und Autor Josef Brunner und Henrik Herr, dem Leiter der deutschen Vermögensverwaltung bei Rothschild & Co.

Josef Brunner hat verschiedene Firmen gegründet und erfolgreich veräußert. Er war Gründer von JouleX, das für $107 Millionen von Cisco übernommen, und relayr, das für $300 Millionen von MunichRE gekauft wurde. Über seine Investmentfirma investiert er in Unternehmen, die die Energiewende und nachhaltige Transformation unserer Wirtschaft maßgeblich vorantreiben. So hat er 2023 als Aufsichtsrat und Gründungsinvestor sein Energy-Management-Unternehmen learnd an die Frankfurter Börse geführt. 2024 gründete er NutriUnited, um die Lebensmittelbranche nachhaltig zu transformieren. Er ist ebenfalls Autor der Bücher „Follow the Pain“ und „Der Kreativitätscode“.
Herr: Josef, was bedeutet erfolgreiches Unternehmertum im Jahr 2025?
Brunner: Es bedeutet, aus den vielen Krisen und Herausforderungen Chancen zu erkennen und diese in unternehmerischen Wert umzuwandeln. Viele Märkte, wie der Energiebereich und die Pharmaindustrie, welche vom übergeordneten Longevity-Trend profitiert, stehen vor großen Transformationen. Krisenzeiten sind wunderbare Zeiten für Unternehmer.
Weil sich Dinge verändern?
Genau. Während einer Transformation ist es einfacher, Marktanteile zu erobern. Große, etablierte Unternehmen haben oft Schwierigkeiten, agil auf neue Herausforderungen zu reagieren, während kleinere, schnellere Unternehmen im Vorteil sind.
Braucht man nicht Experten mit langjähriger Erfahrung, um Neues umzusetzen?
Disruption kommt meist von außen. Je erfahrener du bist, desto mehr wirst du Dinge tun, die du immer getan hast. Weniger Expertise bedeutet oft, dass man offener für neue Lösungen ist. Eine gewisse Naivität und Unerfahrenheit sind meist die Grundlage für fundamentale Transformationen.
Man sollte also das Rad neu erfinden?
Genau. Anstatt beispielsweise das Fahrrad zu optimieren, erfindest du das Auto. Du kannst viel Zeit darauf verwenden, ein besseres Fahrrad zu bauen, oder du baust ein Auto. Henry Ford sagte: „Wenn ich die Leute gefragt hätte, was sie wollen, hätten sie gesagt, schnellere Pferde, aber kein Auto.“
Wie wirkt eine starke Unternehmenskultur als Wettbewerbsvorteil, wenn ich etwas Neues entstehen lassen will?
Sie legt das Fundament. Zum Beispiel sorgt sie dafür, dass weniger Zeit für interne Politik aufgewendet wird und die Effizienz steigt. Eine gesunde Organisation ist der wohl am meisten unterschätzte Wettbewerbsvorteil. Über sie kannst du die Schlagkraft deines Unternehmens deutlich erhöhen.
Klar, wenn zum Beispiel Mitarbeiter weniger übereinander und mehr miteinander reden, lösen sie mehr Probleme und konzentrieren sich auf die wesentlichen Aufgaben und gemeinsamen Ziele. Das steigert die Effizienz, Motivation und Freude an der Arbeit.
Gerade, weil eigene Motive nicht im Vordergrund stehen, sondern das große Ganze, der Unternehmenszweck. Davon abgesehen kann eine negative Fehlerkultur verheerende Auswirkungen haben. Mitarbeiter neigen dann oft dazu, Fehler zu verbergen, statt Verantwortung zu übernehmen und aufgetretene Missstände aktiv zu beheben. Das ist besonders bei großen Unternehmen ein Problem. Oft steht nicht mehr das Kundenproblem im Mittelpunkt, sondern persönliche Interessen.
Anstatt das Fahrrad zu optimieren, erfindest du das Auto.
Und dies schafft dann eine Kultur, in der das eigene Fortkommen wichtiger wird als der Erfolg der Kunden?
Genau. Es führt dazu, dass immer weniger eigene Entscheidungen getroffen werden, um Fehler zu vermeiden, was die gesamte Unternehmens-Performance beeinträchtigt. Eine gute Unternehmenskultur erlaubt es, Fehler zu machen. Ob kostenlose Mittagessen oder Fitnessstudios angeboten werden, ist weniger relevant. Niemand wird loyaler, nur weil es frei verfügbare Bananen gibt. Menschen wollen ernst genommen werden. Unternehmenskultur geht weit über nette Gesten hinaus; es geht darum, wie man miteinander umgeht und arbeitet. Je schnelllebiger die Welt wird, desto mehr brauchen wir diese Prinzipien. Es geht darum, aufrichtig und authentisch zu sein, damit Menschen sich auf uns verlassen können. Ich bin kein Hanseat, aber die Prinzipien des Ehrenwerten Hamburger Kaufmanns, wie Ehrlichkeit, Langfristigkeit, Engagement und Loyalität, sind mir wichtig.
Vertrauen und Integrität sind ebenfalls essenziell. Nur durch gegenseitiges Vertrauen und offene Kommunikation kann eine starke Kultur entstehen. Mitarbeiter müssen sich trauen, Probleme offen zu adressieren.
Absolut richtig. Im Gegensatz dazu steht das Phänomen „Disagree but commit“. Wenn eine Mitarbeiterin ihre abweichende Meinung in einem Meeting nicht äußert, wirst du nie erfahren, dass sie nicht hinter deiner Entscheidung steht. In Unternehmen mit schlechter Kultur verlässt man das Meeting und denkt: „Jetzt manipuliere ich dich und sorge dafür, dass deine Idee scheitert.“ Einfach weil sie nicht meine Idee ist. In einer guten Kultur unterstützt du die Ideen anderer, selbst wenn du anfangs nicht überzeugt warst. Nur so erreicht man echte Meinungsvielfalt.
Was sind aus deiner Sicht die größten Herausforderungen für Unternehmer derzeit?
Nun, Deutschland befindet sich in der Rezession, hat Fachkräftemangel und eine unklare politische Zukunft. Der geopolitische Druck aus China und den USA nimmt zu. Wir müssen schleunigst effizient werden und Innovationen schnell umsetzen.
Was bleibt unverändert im Unternehmertum?
Die Wichtigkeit von Werten wie Ehrlichkeit, Langfristigkeit, Engagement und Loyalität. Das wird sich nie ändern. In einer gefühlt fast wertefreien Welt erleben wir eine Renaissance dieser Prinzipien. Wir müssen aufrichtig und authentisch sein. Es soll außerdem nicht immer nur um das „Next Big Thing“ gehen – derzeit ist es die KI, davor war es mal CleanTech –, sondern auch um das, was sich nicht ändert. Ein Beispiel aus dem Investmentbereich: Menschen werden weiterhin Nahrung zu sich nehmen. Man sollte wieder mehr in solch fundamentale, sich nicht ändernde Bereiche investieren.
Erzähl uns von einer schwierigen Herausforderung.
Mein ganzes Leben ist eine unternehmerische Herausforderung. Ich habe sogar ein Buch darüber geschrieben, „Follow the Pain: Das Geheimnis unternehmerischen Erfolgs“, um zu zeigen, dass wir viel zu oft über die rosaroten Unternehmensgeschichten reden. Im privaten Austausch mit anderen Unternehmern komme ich immer wieder zu dem Schluss, dass es auf Resilienz und den Umgang mit dunklen Zeiten ankommt. Eine Geschichte aus meiner Vergangenheit: Bei meiner zweiten Firma habe ich zwei Geschäftsführer nur auf Basis ihres Lebenslaufs und gegen mein Bauchgefühl eingestellt. Sie haben versucht, mich zu übervorteilen und die Firma zu übernehmen. Das war eine harte Zeit für mich, weil ich noch jung und fragil war.
Werte wie Ehrlichkeit, Langfristigkeit, Engagement und Loyalität sind aktueller denn je.
Das klingt wirklich hart. Was hat es mit dir gemacht?
Die Entscheidung, den Kampf zu kämpfen, hat mich verändert. Ob es mich zum Guten verändert hat, weiß ich nicht. Aber es hat mich als Mensch und Unternehmer geprägt. Ich bin nicht weggelaufen. Die Art und Weise, wie du mit solchen Situationen umgehst, definiert, welcher Typ von Unternehmer du bist und wie dein Unternehmen positioniert ist. Das ist wesentlich wichtiger als nur ein glückliches Händchen bei einem Investment.
Welchen Rat gibst du Unternehmern, die noch am Anfang stehen?
Sie sollten ihren eigenen Weg gehen, auch in einer Welt der totalen Überinformation, wo es für alles einen Ratgeber gibt. Unternehmer sollten die Chance haben, eigene Lernerfahrungen zu machen. Wenn du, Henrik, Unternehmer werden möchtest, solltest du nicht Josefs Weg gehen. Josefs Weg ist nur für Josef richtig. Henriks Weg ist ein anderer. Es ist okay, wenn etwas nicht funktioniert. Fehler sind Teil des Mensch- und Unternehmerwerdens.
Danke für den erkenntnisreichen Austausch!
Das Gespräch begleitete Sandra Chattopadhyay,
Leiterin der Kapitalmarktkommunikation bei
Rothschild & Co Wealth Management Deutschland.
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