„Es gilt, Kunden als Menschen zu begreifen“

Rothschild & Co

Henrik Herr ist Leiter der deutschen Vermögensverwaltung bei Rothschild & Co. Ihn faszinieren Menschen, die Neues schaffen und Dinge bewegen wollen.

Ein Gespräch mit Henrik Herr, Head of Wealth Management bei Rothschild & Co Deutschland

Frankfurt spielt eine zentrale Rolle in der Geschichte der Familie Rothschild, deren Wurzeln hier liegen. Der Name „Rothschild“ leitet sich von einem roten Schild ab, das einst das Haus der Familie in der Judengasse schmückte. Mayer Amschel Rothschild gründete im späten 18. Jahrhundert in Frankfurt sein Handelsgeschäft, in dem er unter anderem mit britischen Textilien, antiken Münzen und Medaillen handelte. Später nahm er seine fünf Söhne in die Partnerschaft auf. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts verließen vier von ihnen das Elternhaus in Frankfurt, um in den bedeutenden Finanzzentren Europas – London, Neapel, Paris und Wien – eigene Niederlassungen zu gründen. Ein Sohn blieb in Frankfurt und führte das Geschäft vor Ort weiter.

Henrik, sind unsere Frankfurter Wurzeln in der Stadt spürbar?

Vor einiger Zeit besuchte ich mit einigen Kollegen eine Sonderausstellung über die Geschichte der Rothschilds in Frankfurt. Es war ein echter Gänsehautmoment, die Präsenz dieser Familie in der Mainmetropole so  unmittelbar zu spüren. In Frankfurt haben wir das Privileg, dass der Name Rothschild fast jedem ein Begriff ist und für herausragende Werte steht. Es hat eine besondere Bedeutung, sagen zu können, dass man für diese Familie arbeitet – doch gleichzeitig ist dies auch mit großer Verantwortung verbunden.

Wie hat die beeindruckende, über 200-jährige Geschichte der Familie Rothschild & Co geprägt?

Diese Geschichte hat nicht nur unsere über Generationen hinweg bewahrten Werte geprägt, sondern auch unsere heutige Haltung tief beeinflusst. Ein herausragendes Beispiel dafür ist die Integrität – ein Wert, der mir bereits bei meiner ersten Begegnung mit der Familie besonders aufgefallen ist. Diesem Leitbild möchte ich persönlich folgen, denn gerade heute bietet es eine wertvolle Orientierung. Ich erlebe diesen Wert auch bei vielen meiner Kollegen innerhalb der Rothschild & Co-Gruppe. Eine meiner zentralen Aufgaben in Deutschland ist es, in punkto Integrität mit gutem Beispiel voranzugehen.

Hat dich auch die Integrität dazu motiviert, zu Rothschild & Co zu kommen?

Definitiv. Nach mehr als 30 Jahren Tätigkeit bei zwei Großbanken wuchs in mir das Bedürfnis, meiner Arbeit mehr Sinn zu verleihen. Im Kern ging es jedoch darum, für ein Unternehmen zu arbeiten, dessen Werte mit meinen eigenen übereinstimmen. Das allein kann der eigenen Tätigkeit eine tiefere Bedeutung geben.

Apropos Arbeit. Was zeichnet den deutschen Markt für die Vermögensverwaltung aus?

Deutschland ist global gesehen der viertgrößte Markt der Welt. Das allein würde eigentlich eine starke Präsenz rechtfertigen – die wir jedoch noch nicht in vollem Umfang haben. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass Deutschland, wie viele andere Länder, „overbanked“ ist. Der Vermögensverwaltungsmarkt ist stark fragmentiert, und es gibt keine deutliche Konzentration auf wenige Akteure.Neben unabhängigen Vermögensverwaltern treten hier auch Banken, Sparkassen und Genossenschaften auf. Dadurch ist die Vermögensverwaltung in Deutschland besonders preissensitiv. Viele Unternehmen können, anders als in anderen Ländern, nicht auf eine lange Historie zurückblicken, da sie oft aus ehemaligen Wertpapierabteilungen hervorgegangen sind. Doch Vermögensverwaltung erfordert mehr: Es geht darum, Kunden ganzheitlich zu verstehen. Welche Rolle spielt Vermögen in ihrem Leben, und wie können wir sie strategisch beim Vermögensaufbau und -erhalt unterstützen? Reine Vermögensverwaltung ist dabei „nur“ ein Mittel zum Zweck. Leider nehmen nur wenige Anbieter im deutschen Markt diese Rolle wirklich umfassend wahr.

When you are the smartest person in the room, you are in the wrong room.

Was macht die deutsche Kundschaft aus? Gibt es regionale Unterschiede?

Grundsätzlich besteht deutschlandweit ein starkes Bedürfnis nach Stabilität. Viele unserer Kunden sind Unternehmer, und unsere familiengeführte Struktur verleiht uns in dieser Zielgruppe besondere Glaubwürdigkeit. Im Vergleich zu Frankreich ist unser Geschäft hierzulande dezentraler organisiert, was an den unterschiedlichen regionalen Gegebenheiten liegt. Hamburg unterscheidet sich stark vom industriell geprägten Westen, zu dem Städte wie Düsseldorf und Köln sowie die ländlichere Region des Sauerlands gehören. Daneben gibt es die wirtschaftlich starke Region rund um München. Der Finanzplatz Frankfurt ist durch die Präsenz zahlreicher Finanzakteure naturgemäß kompetitiver, hat jedoch vergleichsweise weniger Privatkunden. Insgesamt haben wir in Deutschland eine Größe erreicht, die es uns ermöglicht, in den wichtigsten Regionen strategisch gut vertreten zu sein.

Im Privatmarktsegment sind wir gut positioniert. Warum ist das so?

Schon vor langer Zeit haben wir begonnen, ein umfassendes Angebot in unserer Private-Markets-Sparte Five Arrows sowie über eigene Privatmarktinitiativen aufzubauen. Heute bieten wir nicht nur fortlaufend erstklassige Privatmarktanlagen an, sondern verfügen dank unserer generationenübergreifenden Expertise auch über die Fähigkeit, die Private-Markets-Portfolios großer Familienvermögen in Deutschland einem fundierten „Health Check“ zu unterziehen.

Was waren die Gründe für Rothschild & Cos Filialeröffnung in Hamburg?

Mein Kollege Dirk Wehmhöner, der heutige Leiter der Hamburger Niederlassung, hat den entscheidenden Impuls gegeben. Dirk bringt nicht nur viel Erfahrung mit, sondern verkörpert auch mit seiner ausgeprägten Integrität die „richtigen“ Werte. Wie ein typischer Hamburger Unternehmer begann er vor drei Jahren, den nordischen Markt für Rothschild & Co aufzubauen. Bevor wir dieses Jahr in die Hohe Bleichen einzogen, arbeiteten er und sein Team zunächst in einem Co-Working-Space. Anders als viele in der Branche verfolgte Dirk die Strategie, nicht gleich mit einem großen Team und einem repräsentativen Büro zu starten, sondern den Markt Schritt für Schritt systematisch zu erschließen. Auch die Rothschild-Familie hat einst so begonnen. Diese bescheidene, auf langfristige Wertschaffung fokussierte Herangehensweise entspricht nicht nur der DNA unseres Unternehmens, sondern ist auch typisch für das Hamburger Unternehmertum.

Wie hat sich dein Interesse für Startups entwickelt, und wie beeinflusst es dich heute?

Mein Interesse beschränkt sich eigentlich nicht nur auf Startups. Vielmehr versuche ich, mich bewusst mit Menschen zu umgeben, die voller Energie und Tatendrang sind. Es gibt diesen Spruch: „When you are the smartest person in the room, you are in the wrong room.“ Ich suche daher gezielt den Austausch mit Menschen, die etwas Neues schaffen und die Dinge bewegen wollen – Menschen, die einen Unterschied machen. In den letzten Jahren habe ich mir in diesem Zusammenhang einmal im Monat an der Universität Vorlesungen zur Grundlagenforschung in der Biotechnologie angehört. Mich interessiert, was in der Medizin passiert und welche Probleme wir vielleicht in fünf oder zehn Jahren lösen können. Dieser Blick auf die Bewältigung zukünftiger Herausforderungen, und nicht die Suche nach jungen Unternehmen als Anlageklasse, hat mein Interesse an bestimmten Startups geweckt.

Vielen Dank für das inspirierende Gespräch, Henrik!

 

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