Summertime blues

Vorwort

Mit Blick auf die Konjunktur sind wir immer noch nicht über den Berg. Die Wirtschaft hat sich besser gehalten als von vielen befürchtet, allerdings lässt das Wachstum weiterhin nach, während die Zinsen weiter steigen. Die Probleme im Bankensektor sind etwas in den Hintergrund getreten, könnten aber jederzeit wieder aufflackern.

Trotz allem erscheint uns ein dramatischer Abschwung, der die Arbeitslosigkeit in den westlichen Ländern noch deutlich höher treiben und die globale Rentabilität stark beeinträchtigen könnte, weder notwendig noch wahrscheinlich. Es gibt ein merkwürdiges Gesetz aus der Ökonomie, das besagt, dass die Widerstandsfähigkeit von heute nur zu späterer Schwäche führen kann - aber warum? Die Schätzungen des Trendwachstums könnten zu niedrig sein. Und wenn es durch das Angebot angeführt wird, ist die Koexistenz eines anhaltenden Wachstums mit sinkender Inflation (und einem Höchststand oder zumindest einer Stagnation der Zinssätze) denkbar. Im Folgenden aktualisieren wir unsere «Inflationsbeobachtungen».

Für die europäischen Unternehmen und Verbraucher stehen immer noch niedrigere Energiepreise in Aussicht. Eine solche Entwicklung dürfte die Nachfrage durchaus auf eine inflationsfreundliche Art und Weise stützen und den steigenden Zinssätzen (die selbst hier im Vereinigten Königreich weniger Haushalte treffen als früher) den Schrecken - zumindest zu einem gewissen Grad - nehmen. Es mag noch zu früh sein, auf eine optimistischere Haltung gegenüber Risikoanlagen umzuschwenken, dennoch ist es die Richtung, in die wir uns bewegen werden.

Tatsächlich haben sich die weltweiten Aktienmärkte von den Tiefstständen des letzten Herbstes deutlich erholt. Haben wir diesen Zug verpasst?

Das sehen wir nicht so. Wir waren nicht besonders pessimistisch: Wir sind von vornherein nicht völlig von diesem Zug abgesprungen. Und bis heute ist die Aufwärtsbewegung weitgehend auf den Technologiesektor beschränkt. Das bedeutet nicht, dass sie nicht real ist, auch wenn einige der Behauptungen, die hinsichtlich der KI aufgestellt werden, stark in diese Richtung übertreiben, wie wir im Weiteren feststellen werden. Die Bewertungen sind im Grossen und Ganzen noch recht angemessen.

Der Zug mag sich zwar in Bewegung gesetzt haben, aber es ist immer noch Zeit, mutig einzusteigen - und wenn wir das tun, haben wir möglicherweise einen langen Weg vor uns.

Die nächste Ausgabe des Marktausblicks erscheint Ende August/Anfang September.

Kevin Gardiner/Victor Balfour/Anthony Abrahamian
Globale Anlagestrategen

Klicken Sie hier, um die PDF-Version des Marktausblicks herunterzuladen

Der Konjunkturzyklus: Stand der Dinge

ES HÄTTE SCHLIMMER KOMMEN KÖNNEN

Die Weltwirtschaft konnte sich besser halten, als viele befürchtet hatten. Wir bewegen uns nun seit mehr als einem Jahr in einem Umfeld der intensiven Ausschau nach wirtschaftlichen Turbulenzen. Sowohl in den USA als auch in der Eurozone sind in diesem Zeitraum zu verschiedenen Zeitpunkten technische Rezessionen aufgetreten, bisher aber nie in einem Masse, das eine Beschreibung als echten Abschwung rechtfertigt. Und zumindest in einer grossen Volkswirtschaft - dem Vereinigten Königreich - ist der mit Nachdruck prognostizierte Abschwung nicht eingetreten, wie die Bank of England, der IWF und die OECD eingeräumt haben (auch wenn Sie von ihren Feierlichkeiten vielleicht nichts mitbekommen haben). Die Arbeitslosenquoten in den westlichen Ländern liegen weiterhin in der Nähe ihrer historischen Tiefststände.

Diese Widerstandsfähigkeit hält möglicherweise nicht ewig. Wie lange müssen wir warten, bis wir eine Entwarnung geben können? Brauchen wir ein solches Signal überhaupt, um Risikoanlagen optimistischer zu bewerten?

In den letzten Wochen haben «weiche» Daten wie die vielbeachteten Konjunkturumfragen signalisiert, dass sich die Abkühlung in den grossen Volkswirtschaften in der zweiten Jahreshälfte fortsetzen wird. Mit einer Geldpolitik, die weiter gestrafft wird - oder zumindest kaum gelockert wird- ist es unwahrscheinlich, dass die Umfragen bald wieder rundum erfreuliche Rückmeldungen liefern. Die «härteren» Daten, also Ausgaben, Wohnungsverkäufe, Beschäftigung, scheinen aber weniger anfällig. Diese Entwicklung folgt einer früheren Phase, in der sich die Dinge andersherum verhielten und die Umfragen optimistischer ausfielen. Am besten ist das in den USA zu beobachten, wo die Inflation am deutlichsten zurückgeht, das betrifft dort sowohl die Kern- als auch auf die Gesamtinflationsrate, und wo die Zinssätze ihrem Höchststand am nächsten gekommen sein könnten.

UNTERSTÜTZUNG IST AUF DEM WEG

Auch von den Energiemärkten ist weiterhin Unterstützung zu erwarten. Die Benzinpreise sind auf beiden Seiten des Atlantiks gegenüber den Höchstständen des letzten Sommers deutlich zurückgegangen. Die Grosshandelspreise für Erdgas in Europa haben trotz der jüngsten Produktionsausfälle wieder das Niveau vom Ende des Jahres 2021 erreicht. Die Auswirkungen der Geldpolitik könnten in letzter Konsequenz hinter den Erwartungen zurückbleiben: Im Vereinigten Königreich bedeutet die weithin zitierte Schätzung, dass 1,5 Millionen Haushalte bald mit einem starken Anstieg der Hypothekenzinsen konfrontiert sind, dass mehr als 25 Millionen Haushalte nicht davon betroffen sind.

Viele dieser gefährdeten Haushalte werden zu dem Zeitpunkt, an dem die höheren Zahlungen fällig werden, ihr nominales Einkommen seit der Aufnahme der Darlehen erheblich gesteigert haben. Damit sollen keine Problematiken verharmlost werden, sondern es soll lediglich darauf hingewiesen werden, dass sie möglicherweise nicht so weit verbreitet sind, wie es die Schlagzeilen vermuten lassen (genau deshalb werden diese Zahlen in absoluten Zahlen und nicht als Anteile angegeben).

GUTE NACHRICHTEN MÜSSEN NICHT SCHLECHT SEIN

Wenn die Mauer der Sorge besonders beängstigend schient - wie es seit Anfang 2022 der Fall ist - konzentriert sich die öffentliche Debatte auf die negativen Dinge und ist nicht in der Lage, sich positivere Szenarien vorzustellen. Selbst gute Dinge werden dann als schlecht eingestuft - ein klassischer Fall ist die bisherige wirtschaftliche Widerstandsfähigkeit und die Möglichkeit, dass sie anhalten könnte.

So wird beispielsweise behauptet, dass das Ausbleiben eines dramatischeren Abschwungs in der Vergangenheit einen noch stärkeren Abschwung in der Zukunft wahrscheinlicher macht - vielleicht, weil nur eine gewisse Menge Wachstum möglich ist und/oder weil die Widerstandsfähigkeit einfach zu immer höheren Zinssätzen führen wird, bis die Wirtschaft schlussendlich zusammenbricht. Das haben selbst die Vertreter der Zentralbanken geäussert.

In Wirklichkeit gibt es keine feste Menge Wachstum, die von einer Periode auf die andere umverteilt wird. Unter bestimmten, nicht ganz so ungewöhnlichen Umständen kann ein anhaltendes Wachstum mit einer sinkenden Inflation einhergehen, und immer höhere Zinssätze sind dabei möglicherweise nicht erforderlich. So kann das Wachstum beispielsweise positiv sein, aber hinter der Steigerungsrate der Produktionskapazität zurückbleiben. In diesem Fall wachsen die Kapazitätsreserven (die berühmte «Produktionslücke») und der Inflationsdruck lässt nach. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist grösser, wenn die Angebotsseite der Wirtschaft eine gewisse Flexibilität aufweist - was heute der Fall ist, da sich die logistischen Engpässe nach der Pandemie gelockert haben, es neue Arbeitsmethoden gibt und wir uns inmitten einer Welle der Innovationen befinden.

Insbesondere könnte die Flexibilität des Arbeitsmarktes unterschätzt worden sein. Die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) ist die bisher letzte offizielle Institution, die einräumt, dass sie das Wachstum bisher zu pessimistisch eingeschätzt hat. Sie stellt fest, dass die Reallöhne - wie wir an dieser Stelle schon oft angemerkt haben - zumindest bisher ungewöhnlich schwach und nicht stark waren. Wir möchten an dieser Stelle ergänzend anmerken, dass sich die Erwerbsquoten - ausgehend von einem historisch hohen Niveau - selbst im viel gescholtenen Vereinigten Königreich erholen.

Unter diesem Gesichtspunkt sollten wir die Kombination aus schwachen Reallöhnen und angespannten Arbeitsmärkten nicht als bemerkenswert betrachten - die Arbeitslosigkeit ist möglicherweise niedrig, gerade weil die Reallöhne niedrig sind. Der Sozialvertrag aus den 1970er Jahren könnte implizit zum Vorteil der Beschäftigung umgeschrieben worden sein. Das hört sich vielleicht etwas weit hergeholt an, aber man muss bedenken, dass die weithin beachtete Stagnation der durchschnittlichen Reallöhne in den letzten zehn Jahren mit einem weniger beachteten Beschäftigungswachstum einherging. Die öffentliche Meinung hat sich auf die Tatsache konzentriert, dass es den Menschen, die vorher Arbeit hatten, heute nicht viel besser geht. Dabei wird jedoch übersehen, dass viele, die dieses Glück in der Vergangenheit nicht hatten, heute eine Beschäftigung haben.

Bislang scheinen die in den Anleihemärkten zum Ausdruck gebrachten Erwartungen zumindest mehr Vertrauen in die Volkswirtschaften zu haben als die öffentliche Meinung (oder die der Zentralbanker). Die schwerwiegendste Inflationsüberraschung der letzten vier Jahrzehnte hat nicht zu einem starken Anstieg der in langfristigen Anleihen eingepreisten Inflationsraten geführt, sondern vor allem zu einem Wiederanstieg der erwarteten langfristigen Realzinsen (Abbildung 1). Wenn man die Rendite den 10-jährigen Anleihen betrachtet, treibt wahrscheinlich die Wirtschaft die Zinssätze an und nicht umgekehrt.

WAS BEDEUTET DAS FÜR DIE ANLEGER?

Wir haben zunächst das Ende einiger zyklischer Unsicherheiten abgewartet, bevor wir uns deutlicher zu den Aktienmärkten äussern wollten - jetzt zeichnet sich aufgrund der Erwartungen hinsichtlich der Leitzinsen und von Anzeichen einer Talsohle bei den Wachstumsindikatoren (vor allem in den Umfragen) und der Unternehmensrentabilität (Abbildungen 2 und 3) ein eherplateauartiges Profil ab.

Möglicherweise sind wir etwas naiv. Wir raten regelmässig von dem Versuch ab, den Markt ‹zu timen›. Die Aktien haben sich von ihren Tiefstständen im Herbst deutlich erholt, und obwohl wir nicht pessimistisch waren, hätten wir optimistischer sein können. Der Marktanstieg war jedoch sehr gering und konzentrierte sich einmal mehr auf eine kleine Gruppe von hochkarätigen Unternehmen (siehe unten). Die Bewertungen an den Aktienmärkten sind auf einem unauffälligen, d. h. preiswerten Niveau geblieben, und wenn die grosse zyklische Bewegung hin zu mehr Risikoappetit noch bevorsteht, haben wir noch Zeit, wieder fest mit beiden Beinen auf dem Zug zu stehen.

Derweil kehrt allmählich der Faktor Wert in die Anleihemärkte zurück, wenn auch nach dem Motto «zwei Schritte vor, ein Schritt zurück». Die Anleiherenditen in den USA und jetzt auch im Vereinigten Königreich haben ein Niveau erreicht, das über das Jahrzehnt hinweg eine klar positive reale Rendite bieten könnte, selbst wenn die Inflation, so wie wir sie erwarten, über dem Zielkorridor bleibt. Die Anleihen aus der Eurozone sind immer noch etwas teuer, aber auch hier zeichnet sich allmählich Wert ab.

Implizierte Leitzinzen - Globale Gewinnerwartung

ANMERKUNG ZUR GEOPOLITIK

Es ist verlockend zu glauben, dass die jüngsten Entwicklungen in Russland auf eine Lösung des Konflikts mit der Ukraine zusteuern und sich das dadurch Risiko allgemein verringert und die Energiepreise noch weiter sinken. Das könnte ein Irrtum sein. Ein neues Regime in Russland ist nicht in Sicht, und selbst wenn dies der Fall wäre, würde die neue Führungsfigur wahrscheinlich nicht weniger, sondern eher mehr Falken an die Macht ziehen. Bis dahin könnte eine in die Enge getriebene Regierung eher zu einer Eskalation und Ausweitung des Konflikts neigen.

Die jüngsten Entwicklungen in Bezug auf Taiwan könnten sich als eindeutig vorteilhafter für die globale Wirtschaft erweisen, allerdings gibt es bisher wenig konkrete Fakten, die sich für Analysen anbieten. Der jüngste Besuch des US-Aussenministers in China hat sich scheinbar auf einer konstruktiv-sachlichen Ebene abgespielt und ist - so hoffen wir - ein Beweis dafür, dass beide Seiten erkannt haben, wie wichtig es ist, gegenseitige Drohungen einer wirtschaftlichen Zerstörung (oder Schlimmerem) hinter sich zu lassen. An dieser Stelle sind konkretere Schlussfolgerungen noch nicht angebracht. Dennoch sind wir der Meinung, dass China wahrscheinlich geduldig bleiben wird: Der Anspruch auf Taiwan ist für das Regime nicht verhandelbar, was aber nicht heisst, dass er unmittelbar durchsetzbar ist.

Update zur Inflation

Die Gesamtinflationsraten sind seit der Veröffentlichung des Marktausblicks im Mai sowohl in den USA als auch in Europa weiter zurückgegangen. Allerdings sind die Kerninflationsraten, bei denen die volatileren Lebensmittel- und Energiekomponenten nicht einbezogen werden, nach wie vor hartnäckig. Im Vereinigten Königreich haben sie ihren Höhepunkt noch nicht erreicht (Abbildungen 4 und 5).

Es ist ein vielversprechendes Zeichen, dass die Grosshandelspreise für Energie und Lebensmittel auf globaler Ebene gesunken sind, was sich im Laufe dieses Jahres weiter in iedrigeren Gesamtinflationsraten niederschlagen dürfte.

Die Ölpreise liegen trotz der anhaltenden Produktionskürzungen des OPEC+-Kartells um mehr als 30% unter dem Niveau des Vorjahres. Das ist aus US-amerikanischer Sicht besonders bemerkenswert: Die Entwicklung der Benzinpreise ist eng mit dem Verbraucherpreisindex für Energie in den USA korreliert, was erklärt, warum in den USA seit drei Monaten in Folge eine Energiedeflation zu verzeichnen ist.

Ausserdem scheint die «Energiepreiskrise» in Europa nur von kurzer Dauer gewesen zu sein, da die Grosshandelspreise für Erdgas wieder auf ein «normales» Niveau zurückgekehrt sind (Abbildung 6). Unvorhersehbare Wetterbedingungen und die gestiegene asiatische Nachfrage nach Flüssiggas (im Zuge der Wiedereröffnung Chinas) bringen zwar nach wie vor ein potenzielles Aufwärtsrisiko mit sich, dennoch erscheint uns ein weiterer nachhaltiger Anstieg unwahrscheinlich. Europa hat sich auf den Rückgang der russischen Lieferungen eingestellt, die Gasimporte liegen weiterhin nahe bei null. Die Lagerbestände sind für diese Jahreszeit dennoch so hoch wie nie zuvor. Die von der Regierung angeordneten Energiepreisobergrenzen werden im Laufe des Jahres 2023 zweifellos sinken, so dass auch die Verbraucher diesseits des Atlantiks mit einem weiteren Rückgang der Energiepreise rechnen können.

Gesamtinflation - Kern VPI

Die globalen Lebensmittelpreise sind - zumindest auf der Grosshandelsebene – ebenfalls weiter gesunken: Laut dem Nahrungsmittel-Preisindex der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der UN liegen sie mehr als 20% unter dem Niveau des Vorjahres. Es gibt eine starke, wenn auch verzögerte Korrelation zwischen diesem Index und den Teuerungsraten für Nahrungsmittel in den einzelnen Ländern, wobei die Verbraucher in den USA bereits einen Rückgang der Inflation bei Nahrungsmitteln erleben (Abbildung 7). Dieses Phänomen ist in Europa weniger ausgeprägt, was vielleicht auf die Nähe zur Ukraine zurückzuführen ist, aber da die zugrunde liegenden Lebensmittelpreise gesunken sind, dürfte es in der zweiten Hälfte dieses Jahres auch in Europa zu einem stärkeren Rückgang dieser Teuerungsrate kommen.

Die Hartnäckigkeit der Kerninflation ist besorgniserregender, sie sollte sich aber ebenfalls im Laufe des Jahres 2023 allmählich abkühlen.

Zunächst einmal ist die warenbezogene VPI-Inflation sowohl in den USA und insbesondere auch in Europa zurückgegangen. Diese Entwicklung ist zum Teil auf die niedrigeren Produktionskosten der Hersteller infolge des Rückgangs der Energiepreise und auf die sinkenden Rohstoffpreise insgesamt zurückzuführen.

Auch die globalen Lebensmittelpreise sind zumindest auf der Grosshandelsebene weiter gesunken: Laut dem Nahrungsmittel-Preisindex der Ernährungsund Landwirtschaftsorganisation der UN liegen sie mehr als 20% unter dem Niveau des Vorjahres.

Europäische Erdgas Preise- Globe Lebensmittelpreise

Es ist wichtig, dass die Spannungen in der globalen Lieferkette nachgelassen haben, nachdem China seine COVID-Beschränkungen gelockert hat: Die Spot-Containerraten (Verschiffungskosten) sind auf das Niveau vor der Pandemie zurückgekehrt, die Auftragsrückstände sind abgearbeitet, und es gibt wieder verfügbare Kapazitäten. Der Global Supply Chain Pressure Index der New Yorker Fed, eine Kombination aus Transportkostendaten und angebotsbezogenen PMI-Subindizes, ist im Mai auf ein Rekordtief gefallen, was einer erheblichen «Freisetzung» von Kapazitäten entspricht (Abbildung 8).

Die dienstleistungsbezogene Inflation war wohl die hartnäckigste Komponente der Gesamtgleichung. In den USA ist das vor allem auf den Faktor Unterkünfte zurückzuführen, der mehr als ein Drittel des gesamten VPI-Warenkorbs ausmacht und die Wohn- und Mietkosten widerspiegelt. Wie bereits in früheren Ausgaben des Marktausblicks erwähnt, dürfte sich die Inflation im Zusammenhang mit Unterkünften in diesem Jahr jedoch allmählich abschwächen, da sie den Hauspreisindizes aufgrund von Messunterschieden um ca. zwölf Monate nachläuft.

Der weiterhin über dem Trend liegende Anstieg der Nominallöhne erklärt auch, warum die Inflation im Dienstleistungssektor so hoch ist. Die Lohnentwicklung im Vereinigten Königreich ist von allen grossen Volkswirtschaften am besorgniserregendsten: Das Land hat das stärkste nominale Lohnwachstum, das seinen Spitzenwert noch nicht endgültig erreicht hat. Die Dynamik des realen (inflationsbereinigten) Lohnwachstums erscheint jedoch weniger besorgniserregend, da sie in den letzten zwei Jahren meist negativ war (Abbildung 9). Sie wird wahrscheinlich positiv werden, wenn die Gesamtinflation weiter sinkt, wie es in den USA bereits der Fall ist. Dennoch schätzen wir die Wahrscheinlichkeit einer Lohn-Preis-Spirale im Stil der
1970er Jahre als sehr gering ein: Die Arbeitsmärkte waren vor fünfzig Jahren strukturell anders organisiert, und zumindest im Vereinigten Königreich war das Reallohnwachstum damals meistpositiv, selbst als die Inflationsraten stiegen.

Auch wenn die jüngsten Daten für die Kerninflation uneinheitlich waren, dürften sowohl die Gesamt- als auch die Kerninflation im weiteren Verlauf dieses Jahres allmählich zurückgehen, wenngleich letztere hartnäckiger bleiben könnte. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass sich die Inflation in den nächsten Jahren im Bereich von 2 bis 4% einpendeln wird - unangenehm für die Zentralbanken, jedoch überschaubar für Unternehmen und Investoren.

Supply Chain Index - Reales Lohnwachstum

[1] Gemäss der GICS-Klassifizierung von MSCI sind nur Apple, Microsoft und NVDIA dem Sektor «Technologie» zuzuordnen. Alphabet und Meta hingegen gehören zu Sektor Kommunikationsdienste, während Amazon und Tesla zum Sektor den Verbrauchsgütern zugerechnet werden.

Dieses Dokument wird von Rothschild & Co Wealth Management UK Limited lediglich zu Informations- und Marketingzwecken und nur für den persönlichen Gebrauch des Empfängers herausgegeben. Es darf weder vollumfänglich noch teilweise kopiert, reproduziert, verbreitet oder an Dritte weitergegeben werden, sofern Rothschild & Co Wealth Management UK Limited dem nicht im Voraus ausdrücklich schriftlich zugestimmt hat. Dieses Dokument stellt weder eine persönliche Empfehlung noch ein Angebot oder eine Aufforderung zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren, Bank- oder Anlageprodukten dar. Nichts in diesem Dokument stellt eine Anlage-, rechtliche, buchhalterische oder steuerliche Beratung oder eine Zusicherung dar, dass eine Anlage oder Strategie für die jeweiligen persönlichen Umstände angemessen oder geeignet ist.

Der Wert einer Kapitalanlage sowie der mit ihr erzielte Ertrag kann sowohl steigen als auch sinken, und Anleger erhalten den investierten Betrag unter Umständen nicht in vollem Umfang zurück. Die in der Vergangenheit erzielte Performance ist kein zuverlässiger Massstab für die künftige Wertentwicklung. Der Wert einer Kapitalanlage und die mit ihr erzielten Erträge können im Falle von Anlagen in Auslandswährungen aufgrund von Wechselkursänderungen steigen oder sinken. Investitionen in Schwellenmärkten können grösseren Risiken unterliegen. Bei Portfolios, die in Anlagen und andere festverzinsliche Wertpapiere investieren, können Zinsänderungen zu Wertverlusten führen. Hedgefonds setzen häufig Fremdkapital ein; die Aufnahme von Krediten zur Ertragssteigerung und andere spekulative Anlagepraktiken erhöhen das Risiko von Anlageverlusten.

Die Informationen und Daten in diesem Dokument stammen aus Quellen, die als zuverlässig angesehen werden; dennoch haftet oder garantiert Rothschild & Co Wealth Management UK Limited weder jetzt noch zukünftig und weder ausdrücklich noch implizit für die Zuverlässigkeit, Richtigkeit oder Vollständigkeit dieses Dokuments oder der Daten, die diesem Dokument zugrunde liegen und übernimmt keine Verantwortung dafür, dass irgendeine Person auf die Angaben in diesem Dokument vertraut; ausgenommen sind Fälle von Betrug. Im Besonderen wird keine Haftung oder Garantie für die Erreichung oder Angemessenheit zukünftiger Prognosen, Ziele, Einschätzungen oder Vorhersagen, die dieses Dokument enthält, übernommen. Darüber hinaus können alle in diesem Dokument zum Ausdruck gebrachten Meinungen und Daten ohne vorherige Ankündigung geändert werden.

Handelt es sich bei der Datenquelle in dieser Präsentation um MSCI, sind wir verpflichtet Ihnen als Nutzungsbedingung Folgendes mitzuteilen: „Weder MSCI noch eine andere an der Zusammenstellung, Errechnung oder Erzeugung der MSCI-Daten beteiligte Partei leisten ausdrückliche oder indirekte Gewährleistungen oder Zusicherungen in Bezug auf diese Daten (oder die infolge ihrer Nutzung zu erzielenden Ergebnisse), und sämtliche Parteien lehnen hiermit ausdrücklich sämtliche Gewährleistungen in Bezug auf die Echtheit, Richtigkeit, Vollständigkeit, Marktgängigkeit oder Eignung für einen bestimmten Zweck dieser Daten ab. Unbeschadet des Vorstehenden übernehmen MSCI, die mit ihr verbundenen Unternehmen oder Dritte in Bezug auf die Zusammenstellung, Errechnung oder Erzeugung der Daten keinerlei Haftung für unmittelbare, mittelbare, besondere, Strafschadenersatz einschliessende, Folge- oder sonstige Schäden (einschliesslich entgangener Gewinne), auch dann nicht, wenn auf die Möglichkeit solcher Verluste hingewiesen wurde. Eine Verteilung oder Weiterverbreitung der Datens von MSCI ist ohne die ausdrückliche schriftliche Zustimmung von MSCI unzulässig.“

In Grossbritannien wird dieses Dokument von Rothschild & Co Wealth Management UK Limited, in der Schweiz von Rothschild & Co Bank AG ausgegeben. In manchen Ländern kann die Ausgabe dieses Dokuments durch Gesetze oder andere Vorschriften eingeschränkt sein. Den Empfängern dieses Dokuments wird daher empfohlen, sich dementsprechend persönlich zu informieren und alle einschlägigen rechtlichen und aufsichtsbehördlichen Bestimmungen einzuhalten. Im Zweifelsfall dürfen weder dieses Dokument noch Kopien davon in die USA versandt oder mitgenommen oder in den USA in Umlauf gebracht oder an eine US-Person ausgehändigt werden.

Die in dieser Publikation enthaltenen Hinweise auf Rothschild & Co beziehen sich auf jedes zum Konzern der Rothschild & Co Continuation Holdings AG gehörende Unternehmen, das unter dem Namen «Rothschild & Co» tätig ist, aber nicht notwendigerweise auf ein bestimmtes Rothschild & Co Unternehmen. Kein Unternehmen der Rothschild & Co Gruppe ausserhalb Grossbritanniens unterliegt dem britischen Financial Services and Markets Act aus dem Jahr 2000. Falls dennoch Dienstleistungen dieser Unternehmen angeboten werden, so gelten die britischen aufsichtsbehördlichen Schutzbestimmungen für Privatkunden nicht. Auch besteht kein Anspruch auf Entschädigung nach dem britischen Financial Service Compensation Scheme.

Zur Rothschild & Co Gruppe gehören unter anderem folgende Vermögensberatungsgesellschaften:

Rothschild & Co Wealth Management UK Limited. Registriert in England unter der Nummer 04416252. Sitz der Gesellschaft: New Court, St Swithin’s Lane, London, EC4N 8AL. Zugelassen und beaufsichtigt von der Financial Conduct Authority.

Rothschild & Co Bank International Limited. Sitz der Gesellschaft: St Julian’s Court, St Julian’s Avenue, St Peter Port, Guernsey, GY1 3BP. Lizensiert und beaufsichtigt von der Guernsey Financial Services Commission.

Rothschild & Co Bank AG. Sitz der Gesellschaft: Zollikerstrasse 181, 8034 Zürich, Schweiz. Zugelassen und beaufsichtigt von der Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA.

Ready to begin your journey with us?

Speak to a Client Adviser in the UK or Switzerland

Read more articles

  • Monthly Market Summary: November 2023

    Publications

    Global equities rebounded by 9.2% in November (USD terms), as did global government bonds by 3.0% (USD, hedged terms).

  • Finding a mortgage with complex income

    Insights

    Taking out a mortgage on the high street may be difficult if you have complex income, here’s how our specialist lenders can help you.

  • Perspectives podcast: A conversation with our CEO

    Market Perspective

    In the latest episode of our Perspectives podcast, Laura Künlen and Laurent Gagnebin, CEO of Rothschild & Co Bank AG, delve into his career journey, the motivations behind Rothschild's delisting, the significance of loyalty in shaping a firm's culture, and the parallels between the worlds of finance and music.

  • 'Greedflation'

    Blog

    Many companies have increased their prices recently, but have they raised them more than is 'fair'? In this blog we examine whether firms are using inflation as an excuse to boost their profit margins.

  • Rothschild & Co Wealth Management eröffnet Niederlassung in Hamburg im Frühjahr 2024

    Actualités

    Rothschild & Co setzt den Wachstumskurs des Bereichs Wealth Management in Deutschland weiter fort und eröffnet im Frühjahr 2024 ein Büro in Hamburg.

  • Reducing the impact of capital gains tax

    Insights

    The tax implications of selling an asset are often overlooked, and this can leave investors with an unwanted and unnecessary capital gains tax (CGT) liability. In this article we examine who pays CGT, the allowances available to investors and some useful ways to minimise liability.